Ein Spaziergang durch die Via Tornabuoni

Oktober 21  2010 by Katie

Mir wurde gesagt, Via Tornabuoni sei die teuerste Straße von Florenz. Seit dem 19. Jahrhundert gewann die elegante Straße ein neues Gepräge durch die internationalen Modehäuser, die noch heute überwiegen. Doch die Geschichte der Straße führt uns zur Familie Tornabuoni zurück.

Ein Spaziergang durch die Via TornabuoniEin Spaziergang durch die Via Tornabuoni

1444 heiratete die Familie Tornabuoni, eine der ältesten und renommiertesten Florentiner Familien, in das Haus Medici ein. Die beiden interessantesten Personen der Tornabuoni waren zwei Frauen. Die adlige Lucrezia Tornabuoni war für ihr außergewöhnliches politisches Wissen und ihre literarischen Neigungen bekannt. Im Alter von 19 Jahren heiratete sie Piero de’ Medici, den Sohn Cosimos.
 
1480 schrieb der Dichter Agnolo Poliziano über die von Lucrezia Tornabuoni verfassten “laudi” (Lobgesänge) und Sonette. Ihre Gedichte wurden in einer Sammlung mit 49 zwischen 1446 und 1478 verfassten Briefen publiziert. Die zweite berühmte Tornabuoni war Giovanna degli Albizi, die für ihre außergewöhnliche Schönheit bekannt war und im Alter von 17 Jahren Lorenzo Tornabuoni, den Cousin von Lorenzo il Magnifico heiratete. Sie wurden in der Kathedrale Santa Maria del Fiore getraut, und diese Hochzeit wird in der Geschichte von Florenz als eines der denkwürdigsten Ereignisse der Zeit erwähnt. Nach ihrem Tod wurde sie in der Basilika Santa Maria Novella in der Tornabuoni-Kapelle beigesetzt.
 
Domenico Ghirlandaio malte sie und Lucrezia in dem Fresko des Lebens von Johannes dem Täufer. Giovanna erscheint auch auf Sandro Botticellis Gemälde Venus und die Grazien, einem jungen Mädchen Geschenke darbietend, das heute im Louvre Museum in Paris hängt.
 
Via Tornabuoni ist nicht allein den mächtigen Florentiner Familien von früher und heute gewidmet, sondern zollt auch den beiden Frauen aus dem Haus Tornabuoni Tribut, die ein Zeichen in der Geschichte von Florenz hinterlassen haben. An dieser langen Straße liegen einige besonders erlesene, vornehme Hotels sowie schicke Kaffeehäuser und Restaurants.
 
 

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Palazzo Strozzi ist einer der eindrucksvollsten palazzi (Gebäude) der Straße. Der Hof ist öffentlich zugänglich, aber die oberen Geschosse können nur besichtigt werden, wenn Ausstellungen stattfinden. Palazzo Strozzi gilt als letzter und größter der prächtigen Renaissancepaläste im Zentrum von Florenz.
 
Um diesen Bau aus dem 15. Jahrhundert – halb Palast, halb Festung –, den der Bankier Filippo Strozzi errichten ließ, ranken sich verschiedene Geschichten. Es heißt, Strozzi selbst habe ihn entworfen, aber wer ihn erbaut hat, ist nicht bekannt. Der Palast selbst blieb unvollendet, als nach Strozzis Tod im Jahr 1491 das Geld ausging. Die Straße ist wirklich sehenswert. Blickt man durch die großen Torbögen der verschiedenen Gebäude, so gewinnt man eine Vorstellung davon, was es hieß, als Adliger der Renaissancezeit durch die Straßen von Florenz zu gehen.

Heute bin ich die Via Tornabuoni hinunterspaziert und war überrascht, wie sehr sie sich von den anderen umliegenden Straßen unterscheidet. Ich blickte bei meinem Spaziergang in die Schaufenster von Gucci, Prada, Burberry und empfand dabei zweierlei.
 
 

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Zum einen wusste ich, dass ich nie etwas in diesen Geschäften kaufen werde, zum anderen fragte ich mich, wie diese Straße beschaffen war, ehe die Boutiquen und Qualitätsmarken sie übernahmen. Wie sahen diese Schaufenster aus, bevor Tod’s dort einzog?


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Am Ende der Straße ganz in der Nähe der Basilika Santa Trinita befindet sich im Palazzo Spini Feroni das Museum Salvatore Ferragamo, das dem Wirken des bekannten Schuhdesigners gewidmet ist.
All diese Paläste und Bauten machen diesen Teil des Stadtzentrums zu etwas Herausragendem. Sicher gibt es Paläste in der ganzen Stadt, aber die an dieser Straße erbauten verdeutlichen die besondere Bedeutung der wohlhabenden Elite von Florenz.


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Auf der anderen Straßenseite, gegenüber der Chiesa dei Santi Michele e Gaetano, liegt der Palazzo Antinori
Diese Familie, deren Geschichte bis 1385 zurückreicht, zählt zu den bekanntesten Weinproduzenten Italiens. Sie spielte auch eine zentrale Rolle bei der Revolution der “Supertoskaner” in den siebziger Jahren.
 
Im Palazzo Antinori gibt es eine Weinbar, die Cantinetta Antinori heißt. Es ist eine eher gehobene Weinbar, aber jeder ist willkommen, um alle Weine aus ihrer Produktion in Umbrien und in der Toskana zu verkosten.

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Die Geschäfte an der Via Tornabuoni sind nicht nur für die Oberschicht da. Zögern Sie nicht, in einem der zahlreichen Cafés oder einer der Panino-Bars einzukehren, die seit Jahren florieren. Die Hotels sind ebenfalls sehr schick, aber in der Nebensaison können sie erschwinglich sein.
 
Erleben Sie bei Ihrem nächsten Urlaub eine der nobelsten und buntesten Straßen von Florenz.

Credits: Katie Greenaway


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